Interview mit Dr. Jonathan L. Ferencz D.D.S., F.A.C.P – führende Autorität auf dem Gebiet der digitalen Zahnheilkunde und überzeugter Befürworter dieser Technologie
Im vergangenen September wurde das 3Shape-Beratungsgremium vorgestellt. Zwölf prominente Dentalfachleute aus Australien, Brasilien, Dänemark, Frankreich, Südkorea, Spanien, der Schweiz und den USA wurden von 3Shape eingeladen, im Gremium mitzuwirken. Einer der Hauptverfechter der digitalen Zahnheilkunde, der praktizierende Zahnarzt Jonathan L. Ferencz D.D.S. aus den USA, wurde zum Vorsitzenden des Gremiums ernannt.
Die Gruppe traf sich für zwei Tage in Kopenhagen, um die Weiterentwicklung der digitalen Technologie sowie der Produktentwicklung von 3Shape mit dem Ziel einer verbesserten Patientenbehandlung zu diskutieren.
Alle Gremiumsmitglieder sind bedeutende Meinungsführer hinsichtlich der Verwendung digitaler Dentallösungen und intraoralen Scannens. Die Mitglieder arbeiten nicht ausschließlich mit den 3D-Scannern und der CAD/CAM-Software von 3Shape, sondern mit unterschiedlichen digitalen Dentalsystemen.
Nach den Sitzungen nahm sich Dr. Ferencz einige Minuten Zeit, um mit 3Shape über digitale Zahnmedizin zu sprechen, über das Thema, mit dem er sich leidenschaftlich beschäftigt: Letzte Woche fungierte er als Gastgeber der Tagung Digital Dentistry Conference.
Dr. Jonathan L. Ferencz D.D.S., F.A.C.P. ist Clinical Professor of Prosthodontics am New York University College of Dentistry und Adjunct Professor of Restorative Dentistry an der School of Dental Medicine der University of Pennsylvania.
3Shape: Wie sind Sie in die digitale Zahnmedizin eingestiegen?
Dr. Ferencz: “Mit digitalen Technologien bin ich zum ersten Mal in den 1970ern in Berührung gekommen, als ich hörte, dass Francois Duret nach New York kommt und einen Vortrag hält. Anfang der 70er Jahre sprach Duret zum Thema CAD/CAM. Er hatte keinen Computer. Er hatte keine Scantechnologie, um CAD/CAM zu unterstützen. Er hatte aber eine Idee.
Damals erschien einem das alles noch als eine Art Zauberei. Tatsächlich entwickelten Professor Mörmann und Dr. Matts Andersson erst in den 1990er Jahren mehr oder weniger unabhängig voneinander, die ersten CAD/CAM-Lösungen.
Damals benutzte ich Implantate von Nobel Biocare. Ich war Berater für Nobel und begann mich mit der Prothetik zu beschäftigen. Es war also wohl das erste Mal in meinem Berufsleben, dass wir uns eingehend mit CAD/CAM befasst haben.
Damals haben wir Modelle nur sehr grob gescannt. Wir haben einen Tastscanner eingesetzt, um einen Stumpf zu scannen und seine Geometrie zu digitalisieren. Anschließend musste man eine Zirkonoxid- oder Aluminiumoxidkappe fräsen und manuell verblenden, um die Restauration fertigzustellen.
Ich war fasziniert. Durch meinen wissenschaftlichen und technologischen Hintergrund übte das Thema eine starke Anziehung auf mich aus.
Schon bei der ersten Erfahrung mit dem Intraoralscannen wurde mir klar, dass es enorm viel zu lernen gab. Anfänglich ging das so langsam voran, dass ich Freisprechtelefone in beiden Arbeitsräumen installieren musste, damit die Zahntechniker den technischen Support anrufen und während des Sprechens Kronen designen konnten. Die ersten hundert Aufträge haben wir am Telefon fertiggestellt.”
3Shape: Warum haben Sie bei so vielen Herausforderungen nicht aufgegeben?
Dr. Ferencz: “Ich war vollkommen überzeugt, dass es funktionieren konnte. Noch heute kommt es mir manchmal wie Zauberei vor, dass ich eine Krone so schnell liefern kann ohne ein Modell anzufertigen.
Meine Patienten, meine Mitarbeiter und ich sind uns einig!
Wir haben alle Interessengruppen in meiner Praxis gewonnen. Einschließlich Rezeptionspersonal, Ärzte sowie Patienten. Gerade die Patienten sind so begeistert, das ist wirklich erstaunlich.
Ich habe einen festen Patientenstamm. Das sind langjährige Patienten und die meisten Restaurationen für sie wurden auf analoge Weise hergestellt. Sie kennen Farbe und Geschmack des von uns verwendeten Abdruckmaterialien und normalerweise mögen Sie diesen Teil der Behandlung am wenigsten.
Ich bin ein sehr anspruchsvoller Zahnarzt. Wenn ich mit der Qualität eines Abdrucks nicht zufrieden bin, mache ich einen zweiten. Wenn dessen Qualität wieder nicht hoch genug ist, mache ich ihn zum dritten Mal.
Aber wenn der Zahnarzt sagt, dass die Abdrucknahme wiederholt werden muss, kann er die Patienten nicht täuschen. Sie fragen, was passiert ist, und ob der Abdruck nicht gelungen ist? Ob ich etwas falsch gemacht habe?
Ich sehe hier also ein wirkliches Hindernis für die meisten Zahnärzte. Zahnärzte wollen keine analogen Abdrücke wiederholen, weil es einen höheren Zeitaufwand bedeutet. Die Assistenten wollen es auch nicht machen, weil sie die Wiederholung dann gegenüber dem Patienten rechtfertigen müssen.
Digitale Technologien haben das alles verändert. Dies ist sicherlich von Vorteil. Ein weiterer Vorteil: Wenn man ein eigenes Praxislabor hat, entfällt die Notwendigkeit, Provisorien zu fertigen. Egal wie gut Sie diese erstellen können. Provisorien brechen und fallen gelegentlich heraus.
Außerdem habe ich schon früh noch einen weiteren Vorteil erkannt, und zwar eine geringere postoperative Überempfindlichkeit im Fall, wenn der Zahnersatz am gleichen Tag gefertigt und eingesetzt wird. Da der Patient keine Provisorien trägt, gibt es weniger Pulpareizung.
Die Realität ist: Sie brauchen keine herkömmlichen Abdrücke mehr zu nehmen und mit einem Praxislabor im Haus auch keine Provisorien mehr zu versorgen. Das versteht sich von selbst! Warum machen das eigentlich nicht alle?”
3Shape: Gute Frage... Warum machen es nicht alle?
Dr. Ferencz: Wenn Sie die Branche wirklich vom Wandel überzeugen wollen, müssen Sie die Topleute, und zwar herausragende Zahnmediziner überzeugen, diesen zu unterstützen. Wenn Sie beispielsweise einen neuen Tennisschläger verkaufen wollen, lassen Sie nicht den schlechtesten Spieler im Club damit spielen.
Wenn Sie als Facharzt für zahnärztliche Prothetik bei einem Treffen digitale Zahnarzttechnologie vorstellen, interessiert den Kollegen nicht unbedingt die Technologie, sondern die Qualität der Restauration. Nur wenn die Restauration hervorragend ist, interessiert er sich dafür, wie sie gemacht wurde.
Ist die Restauration nur durchschnittlich, geht er einfach weg. Er will keine Gespräche führen.
In der Zahnheilkunde haben wir keine zahnärztliche Aufsichtsbehörde, die sagt, dass wir wechseln müssen. Sogar bei der digitalen Radiografie, wo die Vorteile für den Patienten, die Umgebung, den Zahnarzt so enorm sind, sind nicht alle sofort umgestiegen. Warum? Es wird nicht angeordnet.
Wenn im Krankenhausbereich gesagt wird, dass alle Titanhüftprothesen verwenden müssen, dann wird das so gemacht.
Aber wenn ein Zahnarzt immer noch Abdrücke mit der Kupferbandtechnik machen will, kann er dies tun. Sogar wenn es Beweise für inhärente Ungenauigkeiten bei herkömmlichen Abdrücken gibt.
Es geht also um Angst vor Veränderungen, um die Kosten und die Unsicherheit: Was soll ich anschaffen? Soll ich ein komplettes System anschaffen? Vielleicht möchte ich gar keine Fräsanlage kaufen und im Hause fräsen. Es ist nicht einfach, eine derartige Anschaffung zu planen, und es gibt viele Fehlinformationen im Markt. Eine enorme Menge an Fehlinformationen.”
Woher kommen diese Fehlinformationen?
Dr. Ferencz: “Das Curriculum der zahnärztlichen Ausbildung in den USA hat sich seit 50 Jahren eigentlich nicht geändert. Es wird nicht überarbeitet. Es wird bloß erweitert. Wenn wir die Neuerungen in den letzten 50 Jahren betrachten, gibt es Zahnimplantate, Keramik und neue Materialien. Und was ist aus dem vierjährigen Curriculum geworden? Wurde es auf fünf oder sechs Jahre verlängert?
Es sind immer noch vier Jahre. Wurde etwas weggelassen? Haben wir Oralchirurgie oder andere Fächer abgeschafft? Nein, immer neue werden stets hinzugefügt. Zahnmedizinstudenten verfügen über immer weniger klinische Erfahrung.
Also an wen wenden sich Zahnärzte bei klinischen Fragen? Sie kehren nicht an die Uni zurück, um ihren klinischen Professor zu fragen. Das wäre viel zu peinlich. Sie rufen keinen Freund an und geben damit zu, dass sie etwas nicht wissen. Sie wenden sich an einen Zahntechniker, weil dieser eine wirklich zuverlässige Person ist, der sie vertrauen.
Zahnärzte rufen ihre Zahntechniker an, um Fragen zu Materialien zu stellen: Wie werden sie verarbeitet, welchen Zement muss man für die unterschiedlichen Keramikarten verwenden. Sie fragen schließlich ihre Zahntechniker, ob sie in CAD/CAM investieren sollen.
Der durchschnittliche Zahntechniker mit Familienbetrieb kann sich aber vielleicht nicht sicher sein, wie er in Zukunft ins Bild passt. Deshalb könnte er antworten, dass die digitale Abformung noch nicht ausgereift ist.“
3Shape: So viele Labore haben die Vorteile der digitalen Zahnheilkunde nicht erkannt?
Lee Culp, auch ein Mitglied des zahnärztlichen 3Shape-Beratungsgremiums, betreibt ein Labor in Chapel Hill. Er ist in digitale Technologien eingestiegen und sein Geschäft ist sehr stark gewachsen. Es gibt aber so viele durchschnittliche Labore, die schließen müssen, weil sie nicht wissen, wie sie sich anpassen sollen. Was soll man anschaffen, wofür lohnt sich eine Investition?
Ich vergleiche immer die digitale Zahnheilkunde mit der digitalen Fotografie und der Computerbranche. So viele Menschen sind erst langsam eingestiegen, nach dem Motto: “Ich weiß genau, dass sich nächstes Jahr wieder alles ändert.” Und diese Menschen steigen niemals ein.
Ich sehe ein sehr großes Potential in Laboren für digitale Zahnmedizin. Ich glaube, sie sollten sich ihrer Rolle als Berater für die Zahnärzte bewusst werden. Ich meine, sie sollten nach Möglichkeiten suchen, sich mit ihnen zusammenzuschließen.
Ich denke, es gibt so viele unterschiedliche Modelle. Wenn wir uns zusammensetzen würden, könnten wir etwa fünf oder sechs verschiedene Modelle vorlegen…
In einer Stadt wie New York, in der ich meine Praxis habe, gibt es wahrscheinlich 200 Zahnärzte in einem großen Häuserblock. Glauben Sie nicht, dass es dort einen Zahntechniker mit einer Fräsanlage geben könnte, der alle Scans von diesen 200 Praxen empfängt? Er könnte einen Kurier haben, der alle Restaurationen in die Praxis liefert.
Der Zahnarzt könnte davon profitieren, Zahnersatz am gleichen Tag anzubieten, ohne selbst eine Fräsmaschine betreiben, Zahnersatz designen oder etwaige Probleme bewältigen zu müssen.”
3Shape: Wie hat Ihre Praxis von intraoralem Scannen profitiert?
Dr. Ferencz: “Einige meiner Patienten warten schon darauf, dass ich Intraoralscanner einsetze. Ich scanne die Zähne der Patienten ein, um Provisorien herzustellen, und scanne die Präparationen, weil ich dies jetzt mühelos machen kann.
Wissen Sie, wie lange das mit Hilfe herkömmlicher Abdrücke dauern würde? Der Zahntechniker in meinem Praxislabor sieht die Scans sofort auf dem Bildschirm.
Digitale Abformungen müssen zur besseren Zahnmedizin führen. Nun nicht nur Sie und der Zahntechniker, sondern sechs Leute überprüfen einen Scan. Dies macht die Korrektur so einfach. Sie können fast perfekte Ergebnisse erzielen.
Was Diagnostik und ein diagnostisches Wax-up angeht, verstehen Patienten das alles nicht. Sie verstehen nicht, wozu ein grünes Wax-up dient. Werde ich grüne Zähne bekommen? Es ist komisch.
Dank digitaler Technologien können sie sich die vorgeschlagene Behandlung ansehen. Ich kann Elemente verschieben, den Zahn formen. Sie sind davon beeindruckt.
Früher musste ein Patient mir glauben, dass sein Molar gebrochen war. Heute kann ich diesen auf dem Bildschirm in 30 Sekunden zeigen. Wenn sie Läsionen in der Mundhöhle haben, scanne und nehme ich diese Läsionen eines Patienten auf. Wie Sie wissen, wächst heutzutage die Besorgnis über Krebserkrankungen in der Mundhöhle.”
3Shape: Digitale Verfahren haben also Ihre Praxisabläufe verbessert?
Dr. Ferencz: “Beim Erstellen von Kronen macht die digitale Zahnheilkunde schon einen Riesenunterschied. Aber bei der dentalen Implantologie reden wir vom Unterschied zwischen Tag und Nacht!
Eine analoge Abdrucknahme für implantatgetragene Restaurationen bringt viele Nachteile in Sachen Genauigkeit mit sich. Sie könnten die Implantatposition und die Angulation nie präzise erfassen. In fast jedem Implantatfall fehlt es mehr oder weniger an Genauigkeit, aber das Ergebnis ist meistens gut.
Bei digitalen Verfahren sind Verformungen ausgeschlossen. Sie sind absolut korrekt. Sie sind von großem Nutzen.
Ich habe immer noch Patienten, die davon überzeugt sind, dass eine handgefertigte Restauration besser ist. Doch die Realität beweist das Gegenteil. Sie ist besser, weil sie maschinell gefertigt wurde!”
3Shape: Ohne das Ganze zu dramatisieren, hat der Umstieg auf digitale Technologien Ihr Leben geändert?
Dr. Ferencz: “Seit dem Umstieg auf digitale Technologien reise ich viel mehr als je zuvor. Ich halte Vorträge und berate. Ich bin viel seltener im Büro. Ich habe viel mehr Freizeit und meine Produktivität ist genauso hoch oder höher, seit ich digitale Technologien einsetze. Die Anzahl von neuen Kunden ist auch gestiegen, weil Patienten untereinander darüber sprechen.”
3Shape: Wie ist die Sitzung von 3Shape-Beratungsgremium Ihrer Meinung nach gelaufen?
Dr. Ferencz: “Die zahnärztliche Patientenbehandlung hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend gewandelt. Die digitale Technologie ist der wichtigste Haupttreiber dieses Wandels. Dank digitaler Workflows können Zahnärzte effizienter und genauer arbeiten, da in vielen Fällen, wie bereits erwähnt, die digitale Fallbehandlung die herkömmliche Qualität der Behandlung übertrifft.
Ich glaube, die Sitzung des Gremiums diese Woche wird uns helfen, die Patientenbehandlung noch weiter zu verbessern und auch die Position von 3Shape als Marktführer zu festigen. Während des Treffens war das leidenschaftliche Engagement von 3Shape deutlich zu spüren. Die Vertreter des Unternehmens haben den versammelten Fachleuten nicht nur zugehört, sondern auch die Bereitschaft gezeigt, entsprechend zu handeln und unsere Empfehlungen in die Tat umzusetzen – bei der Entwicklung besserer Lösungen und zur Verbesserung der Patientenbehandlung.
Interessanterweise ist die Leidenschaft der 3Shape-Anwender vergleichbar mit der der Apple-Anwender für ihre Produkte. Genauso wie Apple wird 3Shape durch Innovation angetrieben. Und genauso wie Apple ist 3Shape bestrebt, Produkte zu entwickeln, die nützlich sind und übrigens auch noch cool aussehen.”
Jonathan L. Ferencz, DDS
Jonathan L. Ferencz, DDS, ist ein zertifizierter Fachzahnarzt für zahnärztliche Prothetik, der eine private Praxis in New York City betreibt. Er ist auch Clinical Professor of Prosthodontics am New York University College of Dentistry und Adjunct Professor of Restorative Dentistry an der School of Dental Medicine der University of Pennsylvania. Er ist ein Mitglied und der ehemalige Präsident der Greater New York Academy of Prosthodontics und der Northeastern Gnathological Society, ein Mitglied der American Academy of Prosthodontics und der New York Academy of Dentistry, sowie ein Mitglied der American Academy of Restorative Dentistry und der American Academy of Fixed Prosthodontics. Er ist auch der ehemalige Präsident des American College of Prosthodontists. Neben seiner privaten Praxis und dem Teilzeitlehrauftrag hält Dr. Ferencz Vorträge in ganz Nordamerika, Südamerika, Europa und Asien. Er hat über 25 zur Zahnmedizin veröffentlicht und ist als Rezensent für drei Zeitschriften im Bereich zahnärztlicher Prothetik tätig. Sein Lehrbuch, High-Strength Ceramics: Interdisciplinary Perspectives, Herausgeber J.L. Ferencz, N. Silva und J. M. Navarro wurde im Jahre 2014 von Quintessence Publishing Co. veröffentlicht.
Er ist Träger der David-Kriser-Medaille des NYU College of Dentistry und wurde mit dem Achievement Award und dem Distinguished Lecturer Award der Greater NY Academy of Prosthodontics ausgezeichnet. Ferner wurde ihm der Distinguished Service Award, der Distinguished Lecturer Award und der Founders Society Award des American College of Prosthodontists verliehen.