Interview mit Schmidt Dental Lab, das in den vergangenen Jahren erfolgreich 989 modellfreie Kronen ausgeliefert hat.
Es scheint wie in einem Hollywoodfilm: Ein Unternehmersohn kämpft leidenschaftlich darum, seinen Vater von der Notwendigkeit zu überzeugen, dass das Familienunternehmen nur durch einen Technologiesprung langfristig gerettet werden kann. Sein Weitblick und seine Hartnäckigkeit bringen dem jungen Geschäftsmann schließlich Respekt und Bewunderung seines Vaters ein. Gekrönt wird diese Geschichte von einem Happy End: Der Technologiesprung führt das Familienunternehmen auf Erfolgskurs.
Sune Schmidt von Schmidt Dental Lab
Das Schmidt Dental Lab im dänischen Horsens arbeitet bereits seit etwa zehn Jahren mit der CAD/CAM-Technologie. Da es für den Vater, Ejner Schmidt, von Anfang an wichtig war, wettbewerbsfähig zu bleiben, blieb die Integration neuer Technologien nicht aus. Als sein Sohn ihm jedoch die radikale Idee unterbreitete, modellfreie Kronen zu fertigen, kam es zum Konflikt.
Das Familienunternehmen hatte sich aufgrund seines handwerklichen Könnens und seiner High-Tech-Dienstleistungen bereits einen Namen gemacht. Die Idee, die Digitalisierung mit der Fertigung modellfreier Kronen noch weiter voranzutreiben, war für den Vater jedoch Synonym für einen Verlust der künstlerischen Seite seiner Arbeit. Schlimmer noch, diese Kronen sollten zum halben Preis gefertigt werden. Diese Vorstellung war für den Vater undenkbar.
Sein Sohn ließ jedoch nicht locker. Ihm war bewusst, dass das Familienunternehmen die Möglichkeiten des CAD/CAM-Systems nicht in vollem Umfang nutzte. Die Maschinen fertigten seit Jahren immer dieselben Produkte.
Aus welchen Gründen hat sich Ihr Labor für eine modellfreie Fertigung entschieden?
Ich wurde damals von einem Kunden auf modellfreie Kronen angesprochen. Er wollte wissen, ob ich die Kronen schneller und möglicherweise auch preiswerter fertigen könnte.
In den letzten Jahren habe ich festgestellt, dass unser Labor einen starken Rückgang von Molar- und Premolaraufträgen zugunsten von billig-produzierenden Laboren im Ausland verzeichnet. Dänische Labore konnten preislich einfach nicht wettbewerbsfähig bleiben. Diese Not führte jedoch zu neuen Ideen.
Im November 2012 begann ich damit, verschiedene Systeme, insbesondere Fräsmaschinen, zu testen. Diese Testphase dauerte bis August 2013, also ganze acht Monate.
Unser Labor hatte die Fräsarbeiten zuvor ausgelagert. Um jedoch preiswerte modellfreie Kronen anbieten zu können, mussten die Fräsarbeiten im eigenen Haus erfolgen. Hierzu waren Tests erforderlich, denn wir mussten lernen, wie wir die Fräsparameter steuern können.
Es ist schon komisch, wenn ich daran denke, wie viel Zeit ich damals damit verbracht habe, Software zu testen und Fräsmaschinen zu kalibrieren. Im Labor sah man mich praktisch überhaupt nicht mehr, aber mein Vater hat dem Experiment seinen Lauf gelassen.
Ästhetische und funktionsfähige Ergebnisse ohne Modell:
Welche Voraussetzungen mussten für die Fertigung modellfreier Kronen in Ihrem Labor erfüllt sein?
Als Erstes mussten wir ein offenes CAD-System finden. Danach konnten wir genau die Fräsmaschine auswählen, die unseren Anforderungen entsprach.
Die Möglichkeit der freien Wahl war uns dabei sehr wichtig. Wir wollten nicht von einem bestimmten Anbieter abhängig sein. Unser Ziel war es, die beste Fräsmaschine auf dem Markt zu erwerben. Wir wollten nicht gezwungen sein, eine bestimmte Maschine kaufen zu müssen, nur weil diese mit unserer Software kompatibel ist.
Als Zweites mussten wir sicherstellen, dass wir uns auf die Präzision der von den Zahnärzten gelieferten digitalen Abformungen verlassen können. Die Weiterverarbeitung der Scans in unserer Konstruktionssoftware sollte nahtlos und einfach sein.
Von allen Systemen, die ich getestet habe, war 3Shape das System mit der größten Offenheit und dem besten Arbeitsablauf. Die TRIOS-Software und die CAD/CAM-Software von Dental System™ stammen vom selben Anbieter. Man braucht keine zwei unterschiedlichen Partner. Wir wissen, an welchen Support wir uns bei Problemen wenden müssen. Mit nur einem Ansprechpartner werden Fragen schneller geklärt.
Uns war bewusst, dass wir dank des offenen Systems theoretisch Dateien von Zahnärzten akzeptieren können, die mit anderen Scannern arbeiten. Nach Abschluss der Testphase haben wir uns jedoch dafür entschieden, ausschließlich mit TRIOS®-Scans zu arbeiten. Für uns war die überragende Qualität der Abformungen ausschlaggebend. Seitdem basiert unser Geschäftsmodell auf der Zusammenarbeit mit Zahnärzten, die TRIOS® verwenden.
Wie schnell haben sich Ihre Techniker in die modellfreie Fertigung eingearbeitet?
Die Einarbeitung in die Software war für uns mehr als einfach. Möglicherweise liegt das an unserem Alter. Meine Generation ist mit Technologie aufgewachsen. Für meinen Vater gestaltete sich die Sache etwas schwieriger.
Für unser Labor war die Einführung der Fertigung modellfreier Kronen dennoch eine reife Leistung. Sie dürfen nicht vergessen, dass wir ein Familienunternehmen sind.
In unserem Labor war es seit jeher üblich, dass mein Vater und ich jede Krone, die wir auslieferten, von Hand prüfen. Das machen wir immer noch. Wir prüfen den Kontaktpunkt, die Höhe usw., nur können wir die fertige Krone nicht mehr am Modell prüfen. Mir ist immer noch ein wenig unwohl, bevor wir einen Auftrag abschicken oder einen Neukunden das erste Mal beliefern.
Es ist gewöhnungsbedürftig, den Sitz der fertigen Krone nicht an einem Modell prüfen zu können.
Mir blieb nichts anderes übrig, als mich auf die vielen Tests zu verlassen, die ich durchgeführt habe. Wir haben in diesen ersten Monaten viel gelernt.
Inzwischen ist unser Arbeitsablauf absolut reibungslos. Jeder weiß, was er zu tun hat – vom Eingang des Auftrags bis hin zur Auslieferung. Wir arbeiten perfekt zusammen.
Für die Fertigstellung herkömmlicher Kronen benötigten wir fünf bis sechs Tage. Jetzt schließen wir einen Auftrag innerhalb von 72 Stunden ab. Davon profitieren unsere Kunden. Die Zeitersparnis bei der Fertigung im Labor ist ein großer Vorteil.
Sind modellfreie Kronen eine Frage des Vertrauens?
Ein Labor gewinnt das Vertrauen seiner Kunden nicht von heute auf morgen. Wir wollten dieses Vertrauen nicht aufs Spiel setzen.
Wir müssen uns, wie bei modellfreien Restaurationen auch, darauf verlassen können, dass die von uns gefertigten Kronen passgenau sind, ohne dass wir sie anhand eines Modells prüfen können.
Für die meisten Labore ist das Gipsmodell eine Absicherung für die Passgenauigkeit der Restauration. Nachdem ich in den vergangenen Jahren jedoch Hunderte modellfreie Kronen gefertigt habe, ist mir klar geworden, dass das Modell das schwächste Glied der Kette ist.
Eine modellfreie Lösung ist sehr zuverlässig. Sie ist sogar zuverlässiger als Systeme mit Modellen. Unsere Kunden berichten, dass die Passgenauigkeit und Präzision häufig besser ist als bei Produkten, die anhand eines Modells gefertigt wurden.
Es ist leider so, dass die meisten Fehler auf die manuelle Arbeit des Technikers und nicht auf die Maschinen zurückzuführen sind.
Wenn ich heute eine modellfreie Krone herstelle und ein Modell anfertige, um die Krone zu testen, müssen in der Regel die Kontaktpunkte geändert werden. Dies geht jedoch nicht auf die Krone selbst, sondern auf Ungenauigkeiten des Modells zurück. Letztendlich sind die Modelle die Fehlerquellen. Maschinen hingegen führen nur das aus, worauf sie programmiert sind.
Wie hoch ist der Erfolgsgrad modellfreier Kronen?
Von August bis Mai diesen Jahres haben wir 989 modellfreie Kronen gefertigt. Bislang musste 1 % der Kronen nochmal gemacht werden. Die meisten dieser Kronen stammen aus der Zeit kurz nach Beginn der modellfreien Fertigung. Einen so hohen Erfolgsgrad haben wir zuvor noch nie erreicht.
Als Techniker verfügen wir über die einmalige Fähigkeit, mit unseren Händen zu „sehen“ und unsere Arbeit durch Anfassen und Fühlen zu beurteilen. Der Wert der Handwerkskunst ist nicht zu unterschätzen – es ist jedoch keine Lösung, die Augen davor zu verschließen, zu welchen Ergebnissen digitale Systeme fähig sind. Modellfreies Arbeiten ist gleichzusetzen mit Präzision.
Wie hat sich die Einführung modellfreier Modelle auf Ihr Laborgeschäft ausgewirkt?
Der größte Vorteil ist natürlich die steigende Nachfrage nach modellfreien Kronen. Wie bei den meisten Laboren ging unser Geschäft zugunsten von billig-produzierenden Laboren im Ausland immer weiter zurück. Modellfreie Kronen waren für uns nicht nur eine Möglichkeit, wettbewerbsfähig zu bleiben, sondern auch, die Konkurrenz zu schlagen.
Die Fertigung modellfreier Kronen hat sich positiv auf unser Geschäft ausgewirkt. Unser Arbeitsablauf wurde kosteneffizienter, die Anzahl der Arbeitsstunden wurde reduziert, die Fertigung beschleunigt und vor allem haben wir unseren Marktanteil gesteigert.
Bevor wir mit der Fertigung modellfreier Restaurationen begonnen haben, haben unsere Fräsmaschinen dasselbe Produkt wie unsere Konkurrenten gefertigt. Unsere Produkte boten keinen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Produkten.
Durch die Fertigung modellfreier Kronen konnten wir die Produktionskosten halbieren. Dabei werden die Kosten nicht dadurch eingespart, dass wir keine Modelle mehr fertigen. Die Einsparungen erzielen wir vielmehr bei den Arbeitskosten und durch den geringeren Zeitaufwand. Nicht zu vergessen sind natürlich die eingesparten Kosten durch den Wegfall von Modellfertigung und -Lagerung.
Unsere Investition in die Maschinen für die modellfreie Fertigung zahlt sich heute aus. Wir haben einen Mehrwert für unser Geschäft erzielt.
Wie sieht Ihr Geschäftsmodell für modellfreie Kronen aus?
Ich habe immer davon geträumt, ein preiswertes Produkt herzustellen. Ein Produkt, das wir im eigenen Haus fertigen können und das gleichzeitig die Qualitätsstandards erfüllt, für die unser Labor bekannt ist.
Mir war klar, dass es einen enormen Markt für preiswertere Zahnprothetik gibt. Wegen der hohen Arbeitskosten in Dänemark und Europa lag dieser Markt jedoch außerhalb unserer Reichweite.
Wir waren mit der Tatsache konfrontiert, dass beispielsweise ein e.max-Produkt überall für mehr oder weniger denselben Preis erhältlich ist. Um unsere Kosten zu senken, mussten wir unsere Produktion effizienter gestalten.
Mein Ziel war es, zwei Arten von Kronen zu fertigen: eine einfache Krone mit dem Namen expressund eine andere Krone mit einer präziseren Farbabstimmung, also ein hochwertigeres Produkt, mit dem Namen express plus.
Hierdurch wollte ich sicherstellen, dass wir unsere Preise so weit wie möglich senken und potenzielle Konkurrenten meine Preise nicht unterbieten konnten.
War Ihr Angebot für modellfreie Restaurationen ein Anreiz für Zahnärzte, mit Ihnen zusammenzuarbeiten?
Modellfreie Kronen sind definitiv ein Anreiz für Zahnärzte, mit unserem Labor zusammenzuarbeiten. Uns hat sich ein völlig neuer Markt eröffnet.
Zuvor konnten wir mit ein oder zwei neuen Kunden pro Jahr rechnen. Seit August letzten Jahres haben wir bereits 25 neue Kunden gewonnen – ein enormer Zuwachs. Ehrlich gesagt konnten wir bislang mit keinem unserer Produkte eine so starke und schnelle Umsatzsteigerung erzielen wie mit modellfreien Kronen.
Inzwischen können wir auf unsere Erfahrung bauen. Kunden sehen und hören von ihren Kollegen, dass das System funktioniert.
Durch die Einführung der modellfreien Fertigung konnten wir uns von der Masse abheben. Es war in Dänemark bislang einfach nicht möglich, Zahnkronen so schnell und so preiswert zu fertigen.
Präzision, niedrige Preise und schnelle Lieferung sind heute unsere stärksten Verkaufsargumente.
Wir werden die guten alten Zeiten nicht vergessen, in denen Techniker ausgezeichnete Handarbeit leisteten, aber dies hier ist definitiv der Markt der Zukunft.
Inwieweit profitieren Zahnärzte Ihrer Meinung nach von modellfreien Kronen?
Der größte Vorteil für Zahnärzte liegt im niedrigen Preis und in der schnellen Lieferung. Unsere Kunden sind immer wieder erstaunt, wie einfach es geht Zwei weitere herausragende Vorteile sind Passgenauigkeit und Präzision.
Die Fertigungszeit liegt bei gerade mal 72 Stunden. Bei Fertigung mit einem Modell werden fünf bis acht Tage benötigt. Diese schnelle Lieferzeit macht modellfreie Kronen für Zahnärzte sehr attraktiv.
Aus der Sicht eines Zahnarztes muss die Arbeit nach der Präparation möglichst schnell vorangehen. Unsere kurze Lieferzeit für eine Krone ist daher ein wichtiges Argument. Natürlich kommt es auch auf den Preis an, aber für Zahnärzte ist es von Vorteil, wenn sie innerhalb kürzester Zeit über die Krone für ihren Patienten verfügen. Darüber hinaus erhalten sie eine Krone mit optimaler Passgenauigkeit. Modellfreie Kronen sind passgenauer als Kronen, die mithilfe von Modellen gefertigt werden.
Derzeit bieten wir zwei Arten modellfreier Kronen an. Beide Kronen werden aus Ivoclar e.max gefertigt. Unsere express-Krone bieten wir in den klassischen Farben A1, A2 usw. an.
Bei express plus-Aufträgen erfolgt die Farbabstimmung durch einen Techniker. In manchen Fällen wird der Farbton direkt am Patienten abgestimmt. Unabhängig davon können wir jede Krone innerhalb von 72 Stunden liefern.
Werden modellfreie Kronen schon bald zum Standard in der Zahnprothetik?
Die Zahlen sprechen für sich. Wir arbeiten derzeit mit 27 Praxen mit jeweils zwei bis drei Zahnärzten zusammen Ein solches Wachstum innerhalb eines Jahres ist enorm. Dieses Wachstum haben wir der Fertigung modellfreier Kronen zu verdanken.
Unsere Maschinen sind heute 14 Stunden pro Tag im Einsatz, während sie zuvor noch von Zeit zu Zeit stillstanden.
Preis, Präzision und kurze Lieferzeit treiben die Nachfrage an. Die modellfreie Fertigung funktioniert. Diese Tatsache spricht sich in unserem Netzwerk herum. Wir haben nicht vor, unsere traditionellen Dienstleistungen einzustellen. Unser Wachstum wird jedoch ganz klar durch die modellfreie Fertigung angetrieben.
Wir haben beispielsweise damit begonnen, modellfreie Vorderzähne zu fertigen. Dies ist eine schwierige Aufgabe. Vorderzähne zeichnen sich durch zahlreiche Merkmale aus, die sich vor allem aus den verschiedenen Farbnuancen ergeben. Die Fertigung von Vorderzähnen passt daher nicht in unser Konzept für express-Kronen.
Das Fertigen modellfreier Vorderzähne ist jedoch durchaus möglich. Wir haben bereits etwa 20 Vorderzähne geliefert. Letztendlich kommt es auf das Fräsen und schließlich auf Färbung und Glanz an. Angesichts der erforderlichen Zusatzarbeit gliedert sich dieses Produkt in die Kategorie unseres express plus-Angebots ein.
Aber um Ihre Frage zu beantworten: Ja, modellfreie Kronen werden sich zweifellos zum Standard entwickeln, denn Praxen werden die Vorteile für sich und ihre Patienten erkennen.
Mein Vater dachte am Anfang, ich sei verrückt geworden. Heute ist er jedoch einfach nur stolz auf das, was sein Labor alles vollbringt.
Konstruktion der modellfreien Krone mithilfe von Dental System™
Virtuelle Artikulatoren von Dental System™ für das Design mit der optimalen dynamischen Okklusion
Fertiges Design der modellfreien Krone